Mobilität, das A und O auf dem Land

Am Samstag wollte ich von Schönau nach Böllen, vom großen Wiesental über den Berg ins kleine Wiesental. Werktags fährt ein Schulbus in neun Minuten. An den Wochenenden und in den Ferien gibt es keine oder deutlich weniger Verbindungen. Man kann also in nahezu zwei Stunden mit Bus und Bahn über Schopfheim fahren oder die sechs Kilometer über die Bergkette gehen.

 

Ärzte, Schulen, Läden, Arbeitsplätze, Ämter etc. sind schon lange nicht mehr auf dem Land. Dass das nicht mit einem verbessertem Angebot im ÖPNV kompensiert wurde, zeigt sich am gestiegenen Individualverkehr. In den Tälern werden nun die Straßen ausgebaut. Zentrale Aufgaben wie die Krankenversorgung wird weiter zentralisiert. Ein bekannter Spruch sagt: Wer Straßen baute, wird Verkehr ernten.

 

Ein Herr, den ich im Café eines Dorfladens traf, berichtet mir, dass er den Dorfladen gerne für die Kaffeepause nutze, solange es gehe aber zum Einkaufen mit Frau und Auto ins Tal fahre - da sei es halt billiger. Die Jugend wartet ungeduldig, endlich den Führerschein zu machen und selbst mobil zu sein, während die Alten besorgt sind, mal nicht mehr mit dem eigenen Auto fahren zu können und auf andere angewiesen zu sein.

 

Hinzu kommen Motorradfahrer. Ein Schweizer Motorradfahrer berichtet mir, er komme gerne mit seinem Töff, aber nur unter der Woche, da am Wochenende die "Verrückten" unterwegs seien.

 


Mitfahrbänkle - ein Beitrag für Mobilität, Gemeinschaft und Klimaschutz?

Auf dem platten Land gibt es Verbindungen von überall nach überall. Im Schwarzwald gibt es Rennstrecken durch die Täler, die meist mit dem ÖPNV einigermassen erschlossen sind, und Seitentäler mit Nebenstrecken, die nicht erschlossen sind. 

 

In der Stadt Murg, die sich vom Rheintal über mehrere Teilorte 8 km auf den Berg erstreckt, betreiben engagierte Bürger*innen seit 2014 in den Abendstunden, wenn der ÖPNV abgestellt ist, einen Bürgerbus - in Kooperation mit der Stadt. 

Im Kleinen Wiesental und in Raitbach bin ich auf Projekte gestoßen, eine organisierte Mitfahrgelegenheit in die Seitentäler anzubieten. Mitfahrbänkle und "Ausweise" sollen sicherstellen, dass das Angebot sichtbar wird und  kein Missbrauch entsteht. Über ähnliche Gedanken wurde mir in Hägelberg und Fröhnd berichtet. 

Toll, dass es vor Ort soviel Engagement gibt, selbst in die Daseinsvorsorge zu investieren. Könnte es da nicht Sinn machen, solche Initiativen auch Regional zu unterstützen, ihnen Hilfestellung zu bieten, den Prozess zu standardisieren, das Angebot bekannt zu machen, es aus der Nische zu holen und so zu Mobilität, Gemeinschaft und Klimaschutz beizutragen? Drei Fliegen mit einer Klappe. Und immer gemeinsam mit den lokal engagierten Menschen? So wie es hier einige Städte am Neckar machen?