zunächst an den Rhein ...

Annäherung an Rheinfelden

An Lörrach angrenzend begrüßt Rheinfelden mich mit einem Gewitterregen, vor dem ich weder Zuflucht in der seit letztem Jahr geschlossenen Gaststätte in Nieder-Eichsel noch in der am Fronleichnams-Nachmittag verschlossenen Gaststätte in Ober-Eichsel finde. Da rettet mich Elke mit leckerem selbst gemachten Kuchen im Restaurant auf dem Berg.

Und der prächtige Blumenschmuck der morgendlichen Prozession mit seinen Hoffnung spendenden Botschaften entschädigt mich noch bis zum Anblick einer nach Art der Reichsbürger gehissten Deutschlandflagge im Ortskern von Rheinfelden. Im Ortskern eine Mischung aus 70er-Jahre-Gebäuden -Verwaltungen und Geschäften - und wenigen historischen Gebäuden. Der stilvolle Teeladen informiert über den Ausverkauf: Ob hier bald wohl auch Betonmischer moderne Architektur hinstellen?



Leute ...

Ein Rentner-Ehepaar, das sich Gedanken über Energieversorgung, Klimawandel und Landwirtschaft macht; Wandertouristen, die den Ostteil des Westwegs gehen; ein Zufallsbesuch bei einer Bewusst-Gruppe

Orte ...

Von Hauingen über Brombach durch das beschauliche Ottwangen, dann Nieder-& Ober-Eichsel, Nollingen und Rheinfelden (17 km)

Initiativen von morgen ...

Metamorphose, die Handweberei "Strich&Faden", die "Blumenbude", der Gemeinschaftsgarten "Stadtgärtle", der Bürgertreffpunkt "Gambrinus" und das Programm und die Arbeitsgruppen "Engagierte Stadt", das Familienzentrum, der Weltladen "Vamos Caminando",  der Bioladen "Kornblume", der kleine Öl- und Recyclingladen "allerhand", die "Birlin-Mühle"



Rheinfelden

Am zweiten Tag hat sich der Regen verzogen. Man erzählt mir die Geschichte der Stadt, die heute mit 32 tsd Einwohnern zweitgrößte Stadt im Landkreis Lörrach und Mittelzentrum ist: Neben der Kernstadt gibt es 10 Stadtteile. Die Kernstadt selbst war vor 150 Jahren noch kaum bebaut und bedeutungslos. Erst mit dem Bau des Rheinkraftwerks 1894 und der Ansiedlung stromintensiven Gewerbes entstand der heutige Kernort - dem der gleich Namen gegeben wurde, wie dem historischen, über eine Brücke erreichbaren Schweizer Rheinfelden. Die Stadt hat also eine junge Geschichte, in denen die Stadtteile eine wichtige Rolle spielten. Noch heute gibt es strukturelle Verbindungen zwischen deutschem und Schweizerischem Rheinfelden, z.B. der gemeinsame Neujahrsempfang. Gerade wird darum gerungen, ob ein - jüngst mit dem Kraftwerksneubau abgerissener Rheinsteg wieder errichtet wird. Ohne die lange Tradition ist die Stadt geprägt durch eine Offenheit - Italiener, die für den Kraftwerksbau kamen, brachten es zu Ansehen und sind heute bedeutende Familien. Auch gibt es eine starke türkische Gemeinschaft mit Moschee und Minarett und einen christlich-islamischen Verein, der Brücken baut zwischen den Kulturen. 


Die Metamorphose, gleich hinter dem REWE-Parkplatz, ein Ort gemeinschaftlicher Aktivitäten: Handwerk, Trödel, Blumen, Initiativen, Café, Jugendarbeit und Rückzugsort für Familien mit kleinen Kindern. Doro hat hier mit ihren Kontakten in einem Jahr einen Treffpunkt für die vielfältige sozio-kulturelle alternative Szene aufgebaut - das Nellie Nashorn Rheinfeldens.

 

Ihre Ideen gehen aber noch weiter: ein Unverpacktladen, eine Kooperative, die noch mehr Leben auf das Gelände bringt, Konzerte, Jugendprojekte, ein Netzwerk mitansehen Akteuren. Wir hatten hier heute bereits ein köstliches fairNETZungs-Frühstück mit Engagierten aus der Wandelszene von Rheinfelden und Lörrach/Weil.

 

Und übrigens: Toll, dass der neue Klimaschutz-Manager Rheinfeldens, Frank Philipps, sich auch persönlich und ehrenamtlich für den soziologische-ökologischen Wandel einsetzt!


Der Gemeinschaftsgarten verfügt im 5. Jahr bereits über 24 Hochbeete und zahlreiche weitere Beete und gemeinschaftliche Anlagen, wie einen Brotbackofen. Er gilt als soziales Projekt, in dem weitgehend nach Prinzipien der Permakultur gegärtnert wird.

Im Garten engagieren sich etwa 25 Menschen, die für einen festen Zeitraum jeweils ein oder mehrere Beete betreuen. Die Stadt unterstützt das Projekt durch ihre Gärtnerei aber auch durch die Bereitstellung der Fachkompetenz des Permakultur-Gärtners Joachim Schlageter (rechts). Daneben sind es zuverlässige Leute wie Arnold (links), die für Struktur und Ordnung sorgen.

Was nun ist der Nutzen einer solchen Einrichtung, die der Stadt jährlich ca. 15 tsd EUR kosten dürfte:  Der Beitrag zum Umweltschutz, zum Miteinander unterschiedlichster Menschen, von Kindern bis zum Rentner, vom Eingesessen bis hin zum Flüchtling, oder der Beitrag zum Image der Stadt als lebenswerter Ort der offen für Neues ist?



Seit 2017 nimmt Rheinfelden als eine von 50 deutschen Städten am Programm "engagierte Stadt" teil. Das Programm unterstützt den Aufbau bleibender Engagementlandschaften in Städten und Gemeinden in Deutschland und fördert Kooperationen statt Projekte. Die Engagierte Stadt begleitet Menschen und Organisationen vor Ort auf ihrem gemeinsamen Weg zu starken Verantwortungsgemeinschaften.

 

Rheinfelden will bis Ende 2019 weiter an den Kernthemen zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements arbeiten:

die vorhandenen Netzwerke ausbauen, die Rahmenbedingungen für ein Engagement in Rheinfelden verbessern, die Anerkennungskultur steigern und mehr Ehrenamtliche gewinnen, und so kontinuierlich der Vision 2030 "Rheinfelden ist Engagierte Stadt“ näher kommen.